„Wir sind nicht die Spieltanten“

Veröffentlicht am 23.05.2011 in Bundespolitik

Andrea Nahles und Mechthild Heil beim Fachgespräch zur Jugend- und Jugendsozialarbeit

REGION: Am 25. Juni des vergangenen Jahres hatten verschiedene Träger und Institutionen der Jugend- und Jugendsozialarbeit im Wahlkreis 199 ihre Bundestagsabgeordneten Andrea Nahles und Mechthild Heil zu einer fachpolitischen Podiumsdiskussion gebeten. Ein Ende von Armut und Benachteiligung bei Kindern und Jugendlichen hatten sie sich zum Ziel gesetzt und in verschiedenen Bereichen Kernforderungen formuliert. Jetzt wollten sie von den beiden Politikerinnen mehr über den aktuellen Sachstand erfahren und die beiden Bundestagsabgeordneten wollten hören, wo der Schuh noch drückt.

Die gute Nachricht vorweg: In Sachen Bildungspolitik ist manches in Bewegung gekommen. Die Betreuung auch von unter Dreijährigen mit einem Rechtsanspruch ab 2013 auf einen Kita-Platz ist gewährleistet. An den Schulen hat sich ebenfalls einiges zum Wohl der Schülerinnen und Schüler entwickelt. Und auch wenn das Ausleihsystem für Schulbücher und das neu beschlossene Bildungspaket noch nicht so rund laufen, wie viele das wünschen: es ist ein Weg in die richtige Richtung. Da sind sich die Experten einig.

Die Jugend- und Jugendsozialarbeiter beklagen allerdings, dass die Schulsozialarbeit und damit die Arbeit der Pädagogen in vielen Lehrerkollegien nicht den Stellenwert besitzt, den sich die Fachleute für ihre Arbeit mit Jugendlichen wünschen. „Wir sind nicht die Spieltanten“, bekräftigte die Leiterin des HOT Sinzig, Petra Klein. „Wir sollen Beziehungsarbeit aufbauen. Unsere Kinder erwerben dabei spielerisch wesentliche Kenntnisse, die auch in der Schule gebraucht werden. Die Jugendhilfe hat einen Bildungsauftrag. Wir sind nicht Problembearbeiter, sondern Kompetenz-Vermittler.“ Außerdem leisten die Fachleute einen wesentlichen Beitrag beim Übergang von der Schule zum Beruf. Die Kompetenzagenturen, die dazu eingerichtet wurden, sollen aber nach Plänen der Bundesregierung zu 50 Prozent dem Rotstift zum Opfer fallen. „Wie sollen wir diese wichtige Arbeit konsequent und für die Jugendlichen verlässlich anbieten, wenn wir jedes Jahr neue Konzepte beantragen müssen und gezwungen sind, befristete Verträge zu akzeptieren“, fragte Sonja Lauterbach vom Jugendmigrationsdienst im Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. Für Andrea Nahles und Mechthild Heil war der Wunsch nach Kontinuität und Verlässlichkeit im Sinne der Jugendlichen nur allzu gut verständlich: „Uns sitzen zwar die Rechnungshöfe im Nacken“, bekräftigte Andrea Nahles. „Wir wollen uns aber gerne dafür einsetzen, dass wir mindestens Drei-Jahres-Fristen durchsetzen können.“ Heil ergänzte: “Wünschenswert wären fünf. Auf jeden Fall sollte die sachgrundlose Befristung abgeschafft werden.“

Für die Sozialpolitikerin Nahles geht Prävention vor Reparatur: „Wir sehen uns noch 500 000 jungen Menschen gegenüber, die ohne Hauptschulabschluss sind und staatlich alimentiert werden müssen. Deshalb brauchen wir eine engere Verzahnung der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern, wie es die Föderalismusreform I. formuliert hat, halte ich für irrwitzig. Ebenso die Suche nach Schuldigen auf der kommunalen Ebene. Gleichzeitig dürfen wir nicht alles madig machen. Immerhin wurden gerade 3000 zusätzliche Stellen für Schulsozialarbeit vom Bund beschlossen, allein in Rheinland Pfalz gibt es an über 50 Schulen Sozialarbeit. Das reicht zwar noch nicht, ist aber immerhin schon eine gute Entwicklung.“

Eine klare Absage erteilten beide Bundestagsabgeordneten der Forderung der Sozialarbeiter, die Anrechnung des Kindergeldes auf Leistungen nach SGB II abzuschaffen.
„Das können wir uns derzeit nicht leisten“, waren sich beide Politiker einig.

Einsetzen wollen sich Andrea Nahles und Mechthild Heil für einen fließenden Übergang vom Bezug von Arbeitslosengeld 2 zum Bezug von Bafög. Es darf nicht sein, dass es trotz einer gesetzlichen Regelung in § 42 SGB I hier immer wieder dazu kommt, dass junge Menschen bis zu drei Monaten über keinerlei finanzielle Mittel verfügen, nur weil die beiden ‚Behörden‘ sich über die Zuständigkeit der Vorschusszahlung streiten. Für eine rasche Zwischenlösung will Andrea Nahles sich dieser Problematik annehmen.

Insgesamt wünschten sich die Fachleute einen höheren Stellenwert ihrer Arbeit in der Gesellschaft. Zur ihren Wünschen gehören in erster Linie die Stärkung der Familien, gleiche Bildungschancen und eine passgenaue Förderung für alle jungen Menschen stark.

 

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